Alte Meister - Inszenierung von Dušan David Parízek
Ort | 21682 Stade, Stadeum |
Adresse | Schiffertorsstraße 6 |
Termine |
22.05.2025,
ab 19:45 Uhr |
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Alte Meister
Thomas Bernhards letzter großer Prosatext in einer Inszenierung von Dušan David Pa?ízek für das Volkstheater Wien mit Rainer Galke und Lukas Holzhausen im STADEUM
„Erst wenn wir immer wieder darauf gekommen sind, dass es das Ganze und das Vollkommene nicht gibt, haben wir die Möglichkeit des Weiterlebens. Wir halten das Ganze und das Vollkommene nicht aus.“ Nach diesem einfachen Grundsatz nimmt der Musikkritiker Reger in Thomas Bernhards Prosawerk „Alte Meister“ Gemälde unter die Lupe. So lange, bis er die allgemein für vollendet bezeichneten Werke mindestens eines Fehlers überführen kann. Die Bühnenadaption von Regiegröße Dušan David Pa?ízek für das Volkstheater Wien ist am Donnerstag, 22. Mai in einer „Weiterspielen-Productions“-Neuproduktion im STADEUM zu sehen. Um 19 Uhr findet eine Einführung in die Inszenierung statt.
Seit mehr als dreißig Jahren geht der Musikphilosoph Reger jeden zweiten Tag in die Gemäldegalerie. Zum einen wegen der idealen Raumtemperatur, zum anderen wegen Tintorettos Bildnis eines weißbärtigen Mannes. Reger, der mehr oder minder beruflich für die Times Kritiken über das Wiener Musikleben verfasst, hat es sich nämlich zur Aufgabe gemacht, in den ausgestellten Kunstwerken der Alten Meister jeweils einen „gravierenden Fehler“ zu entdecken – am perfekt erscheinenden Weißbärtigen Mann sucht er diesen schon besonders lange.
Seine „Geistesgewohnheit“ betreibt Reger nicht allein. Seit mehr als dreißig Jahren steht ihm der Museumswärter Jenö Irrsigler zur Seite, hält die Sitzbank vor Tintorettos Gemälde für ihn frei und störende Besuchergruppen von ihm fern. Durch sein Zutun hat vor dreißig Jahren eine Frau auf dieser Bank Platz genommen, die Regers Gemahlin werden sollte.
Thomas Bernhard ist, wie Elfriede Jelinek, vor allem für seine Skandale bekannt. Denn Thomas Bernhard war ein Grantler und ein Meister der Schimpfrede. Neben Personen wurden auch Städte zur Zielscheibe Bernhardscher Tiraden – ob es nun Augsburg oder Wien war. Seinen letzten großen Prosatext bezeichnete Thomas Bernhard, der seine Werke ansonsten „Eine Entscheidung", „Eine Erregung" oder „Ein Zerfall" nannte, im Genretitel als „Komödie". Wenn man nun Bernhard kennt, weiß man, dass man trotzdem keinen Schenkelklopfer erwarten, sondern eher vom Grundthema Bernhards ausgehen kann: „Es ist alles lächerlich, wenn man an den Tod denkt.“
Dušan David Pa?ízek liest diesen Bernhard mit Beckett und Anleihen an das absurde Theater. Wie Estragon und Wladimir vor ihrem Beckett-Baum in „Warten auf Godot“, so vertreiben sich die Schauspieler Lukas Holzhausen als Reger und Rainer Galke als Irrsigler ihre Zeit mit absurden Sprachspielen, also mit Bernhardschen Sprachschwallspielen, und setzen sich mit Kunst, unserer Gesellschaft und ihrem Leben auseinander. Ein philosophisch-spannender wie beklemmender Theaterabend mit zwei furiosen Schauspielern. Für seine Rolle des Irrsigler in „Alte Meister“ wurde Rainer Galke 2016 mit dem renommierten Nestroy-Preis in der Kategorie Bester Schauspieler ausgezeichnet.
Tickets für den hochkarätigen Schauspielabend kosten zwischen 19 und 39,- Euro, erhältlich unter 04141 4091-40 sowie im Internet unter www.stadeum.de.
Foto: Alte Meister_© Lukáš Horký